Erinnerungen und künstlerischer Werdegang

- zusammengetragen und interpretiert von Michael Hümmer -

Das Elternhaus des jungen Heinz Brustkern war eher bürgerlich-konservativ gefärbt, allerdings mit einer deutlich pazifistischen Grundhaltung, die auf den Vater, Heinrich Brustkern, zurückzuführen war. Die Geschwister wachsen „von Kindesbeinen an“ inmitten der Gärten und Versuchsfeldern der botanischen Fakultät auf. Sie sind aus täglicher Anschauung mit den Arbeiten und Abläufen in der landwirtschaftlichen Versuchsanstalt, mit den  Studenten   - wie auch mit den Professoren - vertraut.

Geburtshaus in Bonn-Poppelsdorf, Katzenburgweg

Heinz Brustkern geht in die katholische Grundschule in Bonn – Poppelsdorf (Clemens-August -Schule).  Heinz Brustkern ist  als jüngster Sohn das „Nesthäkchen“ der Familie – entwickelt sich in der  frühen Schulzeit eher als Einzelgänger, denn als „Gruppenspieler“.
Ein einschneidendes Erlebnis prägt bereits in früher Zeit Heinz Brustkerns Einstellung zum aufkeimenden Nationalsozialismus: Heinz sieht bei einem  politischen Aufmarsch der „Braunhemden“ auf der Poppelsdorfer Allee zu.  Plötzlich bricht einer der Braunhemden aus dem Gleichmarsch aus, kommt auf ihn zu und schreit ihn an: „Mütze ab!“  Heinz ist verschüchtert, will sich abwenden. Da reißt ihm der SA-Mann die Mütze vom Kopf und versetzt dem Jungen in aller Öffentlichkeit eine schallende Ohrfeige. Der Junge ist schockiert und gedemütigt. Er sieht sich um. Keiner hilft ihm. Das Erlebnis des ohnmächtigen Ausgeliefertseins vergisst er sein Leben lang nicht und begründet seine tiefe Abneigung gegen die braune Diktatur.

Ohnehin eher ein Einzelgänger, wird Heinz in der Folgezeit zu einem „heimlichen“  Pazifisten. Seine Interessen wenden sich den schöngeistigen  Dingen - der  Kunst und Kultur -  zu.  Woher diese Entwicklung rührt, ist nachträglich schwer zu eruieren. Ob die Impulse von seiner damaligen Leitperson - Herrn Prof. Dr. Riede vom botanischen Institut – gesetzt wurden oder von einem Onkel mütterlicherseits stammen, der als Lehrer in Köln tätig war, mag dahingestellt sein.

Heinz Brustkern wird jedenfalls ein begeisterter Theaterfan, insbesondere  das Musiktheater und die Opern haben es ihm angetan. Er verdingt sich nach dem Schulunterricht als Aushilfsarbeiter, um sich die notwendigen Eintrittsgelder für die Konzerte der Pianistin Elly Ney, die er überaus verehrt, zu verdienen.

Als 14-jähriger besucht er „im Alleingang“ die Bonner Oper und hört dort Wagners kompletten „Ring der Nibelungen“. Das Musiktheater lässt ihn nun nicht mehr los. Gerne würde er ein Studium im musischen Bereich aufnehmen. Doch nach dem väterlichen Gerechtigkeitsprinzip: „Entweder alle oder keiner“ verwehrt der Vater ihm ein Hochschulstudium und drängt ihn zu einer Handwerkslehre.