Biografie von Heinz Brustkern 1925-2008
Heinrich Brustkern (Rufname Heinz) wurde am 2.6.1925 als viertes Kind der dann 6-köpfigen Familie in Bonn Poppelsdorf geboren. Seine Jugend verbrachte er in den Gärten und Versuchsfeldern der Botanischen Fakultät der Universität Bonn unweit seines Elternhauses im Katzenburgweg.
Nach der Schule machte er eine Handwerkslehre mit dem beruflichen Wunschtraum Maskenbildner zu werden . Schon früh interessierte er sich für Kunst und Theater. Mit 14 Jahren hörte er in der Bonner Oper Wagner’s Ring der Nibelungen und besuchte die Konzerte der Pianistin Elly Ney.
Mit 17 Jahren wurde er zum Arbeitsdienst einberufen und mußte 1943 in den Wehrdienst eintreten. Er wurde einer Nachrichteneinheit zugwiesen und kurze Zeit später an die vorderste Kriegsfront nach Russland beordert. Dort wurde er 1944 schwer verwundet. Er erlitt eine Fraktur des rechten Handgelenks und schwere Kopfverletzungen. Er war nicht mehr „kriegsverwendungsfähig“ und wurde nach Bonn ins Lazarett der Rheinische Landesklinik verlegt. Dort wurde er nach seiner Genesung zur Ordonanz des Oberstabsarztes abkommandiert.
Die Alliierten hatten Aachen schon eingenommen (Oktober 1944), als das Lazarett aufgelöst wurde. Heinz mußte sich bei der Heeresleitstelle im Marienforstertal (Bad Godesberg) melden und bekam einen Marschbefehl zu seiner Nachrichtenkompanie, die sich in Berlin befand. Dort angekommen, musste er noch am Endkampf um Berlin teilnehmen (April 1945), und kam in russische Gefangenschaft. Zu Tausenden wurden sie in ein Gefangenenlager nach Polen verlagert. Wegen seines schlechten Gesundheitszustandes und, weil er wegen der Handverletzung nicht arbeiten konnte, wurde er vorzeitig aus russischer Gefangenschaft entlassen.
Durch Krieg, Verwundung, Krankheit und Gefangenschaft körperlich geschwächt, war er drei Monate in einem Sanatorium im Taunus. Dort erholte er sich langsam. Ein Arzt gab ihm den Rat, zu malen oder zu schreiben, um das Kriegstrauma zu verarbeiten. Zurück in Bonn konnte er seine Ausbildung fortsetzen und besuchte die Handelsschule. Nach bestandener Prüfung arbeitete er als Buchhalter zunächst in einer Bonner Buchhandlung und später in einem Bonner Maschinenbau-Unternehmen (Fa. Frings). Er heiratete seine Frau Marliese Brustkern geb. Weingart - 1952 wurde sein Sohn Jan geboren.
Trotz Wohnungsnot hatte die junge Familie das Glück, eine kleine Dachgeschosswohnung in Poppelsdorf zu finden - mit Blick auf den Botanischen Garten und die Poppelsdorfer Kirche. Dort entstanden die ersten Ölgemälde. Das Gemälde mit Blick aus dem Fenster auf die St.Sebastiankirche Poppelsdorf (1960) ist eins der wenigen gegenständlichen Ölbildern in seinem Nachlaß. Er besuchte Malkurse in der Volkshochschule und nahm Privatunterricht bei den Bonner Malern Johann Dotterweich und Willy Maria Stucke. Durch die Bekanntschaft mit dem Kölner Maler Joseph Faßbender wurde ihm der Weg zur abstrakten Malerei geöffnet. Die Harmonie von Form und Farbe setzt er ins Zentrum seiner Malerei, wie er selbst oft erklärt hat.
In verschiedenen Schaffensphasen seines Gesamtkunstwerks entwickelt er eine eigene formenstarke Bildgestaltung. Viele Reisen gaben Anregungen, besonders Tunesien - auf den Spuren von August Macke, Paul Klee und Louis Moilliet - hat ihn sehr inspiriert. Er hat ein Werk von über 200 Ölgemälden, Aquarellen und Zeichnungen hinterlassen - außerdem sehr viele Gedichte und Erzählungen. Vor allem nach Beginn seines Ruhestandes hat er neben der Malerei auch viele Gedichte und Erzählungen geschrieben. Seine Erzählungen spielen im Deutschland des Nationalsozialismus und sind auch eine persönliche Abrechnung mit denen, die ihn - wie so viele Andere - in den Krieg gezwungen haben. Seine Gedichte zeigen seine scharfe Beobachtungsgabe und paaren hintergründigen Humor mit feiner Melancholie. Der Ruhestand war seine Zeit mit der höchsten künstlerischen Produktivität. Obwohl er von der Qualität seiner Bilder überzeugt war (er war sich selbst der schärfste Kritiker und hat sehr viele Bilder übermalt), wollte er nie den Schritt in das öffentliche Kunstgeschehen wagen. So sind seine Werke bisher nur einem kleinen Kreis enger Freunde bekannt. Dort sind auch die wenigen Bilder, die heute nicht im Familienbesitz sind zu finden. Nach seinem Tod 2008 hat die Familie begonnen, das umfangreiche Gesamtwerk zu dokumentieren, um es einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich machen zu können.
Bonn, den 15.05.2011